Schorndorf vernetzt seine Bäume

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Digitale Sensoren für eine zukunftsfähige Stadtbegrünung

Schorndorf geht in der Baumpflege einen konsequent pragmatischen Weg: statt pauschaler Gießrunden setzt die Stadt auf Messwerte, die den tatsächlichen Bedarf zeigen. Ziel ist es, Jungbäume zuverlässig durch trockene Phasen zu bringen, Einsätze effizient zu planen und Entscheidungen transparent zu begründen.

Von der Vermutung zur Gewissheit

Der Pilot startete im Jahr 2024 mit fünf TreeSense-Pulse-Sensoren in der Baumkrone und fünf Watermark-Bodenfeuchtesensoren im Wurzelraum.
Die Kombination sollte zunächst den gesamten Wasserhaushalt abbilden, von der Bodenfeuchte bis zur Reaktion des Baumes. In der Praxis zeigte sich jedoch, dass die Kronendaten den deutlich größeren Mehrwert bieten.
Nach einem Jahr wurden die Watermark-Sensoren deshalb durch fünf zusätzliche Pulse-Sensoren ersetzt, sodass das Projekt heute ausschließlich auf Kronenmessungen basiert, mit stabilen Daten und hoher Aussagekraft.
Heute überwacht Schorndorf ausschließlich mit diesen Sensoren und berichtet von stabilen Werten und hoher Zuverlässigkeit.

Die Daten werden über NB-IoT übertragen und fließen in die TreeSense Cloud, wo sie in Echtzeit visualisiert werden. Dort sehen die Verantwortlichen, wie sich die Bäume bei Trockenheit verhalten und wann Bewässerung wirklich nötig ist.

Umsetzung im Bestand einfach starten, gezielt vertiefen

Der Einstieg verlief unkompliziert. Die Montage an Jungbäumen (2.–3. Standjahr) ging zügig, bei einzelnen Bestandsbäumen war etwas mehr Aufwand nötig. Alle Sensoren wurden an repräsentativen Standorten der städtischen Neupflanzungen installiert, ein Sensor pro Baum, um typische Standortbedingungen abzubilden.
Die Rückmeldungen aus dem Praxisbetrieb waren positiv: Die Installation ist einfach, die Daten sind plausibel und nachvollziehbar. Damit war der Grundstein gelegt, um Pflege-Routinen anzupassen, ohne den Betrieb zu stören.

Erste Wirkung im Alltag

Schon in der Startphase zeigt sich der Nutzen:
Die Teams im Bereich Stadtgrün Schorndorf, unter der Leitung von Marek Lihotan (Zentrale Dienste Schorndorf), reduzieren Kontrollfahrten und priorisieren gezielt die Bäume, bei denen Messwerte Handlungsbedarf anzeigen.
Somit entstehen keine Gießrouten nach Plan, sondern nach Bedaf und gleichzeitig wächst das Verständnis für Standortunterschiede: Wo halten Bäume Feuchtigkeit länger? Wo reagiert die Krone schneller auf Trockenstress?

Was wir lernen und wie es weitergeht

Die Kombination aus Kronenreaktionen und Bodenfeuchtewerten hat wertvolle Erkenntnisse gebracht: Für die operative Steuerung reicht in vielen Fällen bereits der Blick in die Baumkrone.
Darauf baut Schorndorf auf:
Als nächster Schritt soll der Gießbedarf stärker automatisiert werden, Bewässerungsaufträge sollen künftig direkt aus der TreeSense Cloud generiert werden.
Außerdem sind Prognosemodelle auf Basis historischer Messwerte und Wetterdaten geplant, um noch vorausschauender zu handeln.

Langfristig sollen auch Altbäume stärker einbezogen werden, um wertvolle Bestände gezielt zu schützen und die Stadtbäume resilient gegenüber Klimastress zu machen.

Fazit

Kleiner Pilot, großer Erkenntnisgewinn:
Mit zehn Pulse-Sensoren schafft Schorndorf eine belastbare Datengrundlage, die Wege spart, Bewässerung fokussiert und Entscheidungen messbar macht.
Der Ansatz ist bewusst schlank gestartet – und bereit, Schritt für Schritt zu wachsen.

„Schorndorf zeigt, wie praxisnah und verlässlich datenbasierte Baumpflege schon heute funktioniert“, sagt Giancarlo Fodera, Co-Founder von TreeSense. „Die Stadt denkt nicht in Sensoren, sondern in Lösungen – und genau das macht den Unterschied.“

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